Als ich 1978 meine CW-Prüfung abgelegt hatte war ich gut auf das Leben als Funkamateur vorbereitet. Nach einigen Wochen SSB-Betrieb hat mich unser CW-Opa Fried Bach DJ6QM ins Visier genommen und versucht klarzumachen, dass nur CW die heilbringende Betriebsart sein kann. Ich habe ihm versprochen, mindestens ein viertel Jahr lang nur noch CW zu machen, dabei ist es bis heute auch geblieben. Nach dieser Art Infizierung konnte ich mich bald sicher auf den KW-Bändern bewegen und selbst mit Indoor-Antennen brauchbare Ergebnisse erzielen. Ich wurde dann nach kurzer Zeit von DJ6QM als würdiger CW-Jünger auserkoren und wurde Mitglied im FMC. Unser CW-Opa erzählte mir viel über die AGCW und dass man sich einmal im Jahr im Raum Heidelberg treffe. Ich solle doch einfach mitfahren und mir das ansehen.
1978 fuhr ich dann mit Klaus DK7DO nach Büdingen und lernte dort einige der CW-Hardliner kennen, das war aber ein Arbeitstreffen des Vorstandes und kein Mitgliedertreffen wie heute. Am 07.06.1978 wurde ich Mitglied mit der Nummer 489 und war stolz wie Bolle in einem CW-Klub zu sein. Ostern 1979 war das Treffen in Schriesheim und dort bekam ich schon meine erste Aufgabe, die Auswertung der QRP/QRP-Party. In den folgenden Jahren gab es weitere Tätigkeiten für mich als Diplom-Manager und Auswerter für den HNYC. 1985 wurde die damalige Sekretärin DL5MAI abberufen und DJ5QK bot mir diese Aufgabe an, damit war ich Präsidiumsmitglied. Mitglieder für ehrenamtliche Aufgaben zu finden war auch damals schon schwer und so habe ich dann einige OM aus meinem OV bzw. aus der Nachbarschaft für die eine oder andere Aufgabe gewinnen können. 1985 wird ein neuer Schatzmeister gebraucht, dafür habe ich Manfred DF5DT aus meinem OV verpflichtet. Als Diplom-Manager habe ich DJ1HB ebenfalls aus Lippstadt überredet, DK1OU aus Geseke hat die Kontestauswertung übernommen, Jürgen DJ4EY ebenfalls aus meiner Nachbarschaft wurde für verschiedene Aufgaben gewonnen. Diese Posten brauchten einen Namen und ich durfte als Sekretär keine zusätzlichen Aufgaben haben, offiziell zumindest. Das hat sich alles so ergeben, für längere Zeit war ich sogar Schatzmeister und Sekretär gleichzeitig.
Das waren arbeitsreiche aber auch schöne Zeiten, hier konnte ich viel bewegen. Wenn nur die Streitereien mit dem Chef DJ5QK nicht gewesen wären. Wir waren ein gut eingespieltes Team mit DJ5QK als Präsident, DL6ZAR als Vize-Präsident, DL6DP als Beisitzer, DL1LAF als Sekretär. Wir haben manchmal hart gerungen um eine Sache, wir gingen aber immer fair miteinander um.
1990 nach dem Treffen in Büdingen war der Frieden vorbei, was war passiert? Am Sonntag wurde uns vom Wirt mitgeteilt, dass im nächsten Jahr das Lokal geschlossen sei, er habe ganz vergessen uns das frühzeitig mitzuteilen. Anwesend waren zu dieser Zeit Gisela DL6ZAR und ich als Präsidiumsmitglieder, Rena und Gerd Krause DJ9SB und DJ4SB, Manfred Star DL3ZI, damals noch beim DARC in Diensten und einige andere. Nun muss man wissen, dass zu unseren Treffen immer eine Reihe Jugendlicher kamen, die in einer Schule in Büdingen Unterkunft fanden und dort ihre Schlafsäcke aufschlagen durften. So fragten Gisela und ich den Manfred DL3ZI, ob er sich vorstellen könne das Treffen in Baunatal zu veranstalten und evtl. vom DARC finanziell unterstützt zu werden. Es war auch noch zu bedenken, dass der DARC dort eine CW-Meisterschaft austragen wollte. Nach wenigen Tagen kam grünes Licht von DL3ZI, der DARC wäre bereit uns zu helfen. Hocherfreut übermittelten wir DJ5QK diese Nachricht und er war anfangs damit einverstanden. Ein paar Tage später sah die Welt anders aus, Otto war nun absolut dagegen, er würde auf keinen Fall nach Baunatal gehen und sich vom DARC abhängig machen. Baunatal kam uns eigentlich sehr gelegen, denn es kamen auch einige OP vom RTC und es waren ja auch viele HSC Freunde dabei. DJ5QK war außer sich vor Wut und bezichtigte DL6ZAR und mich als eine Frühschoppenrunde mit keinerlei Befugnis für solche Absprachen und somit war unsere Absprache mit dem DARC ungültig, basta. Es gab mächtig Streit und böse Worte und endete folglich mit dem sofortigen Rücktritt von Ottos Stellvertreterin und seinem Sekretär. Das nahm Otto in Kauf, Hauptsache war wohl er wurde diese beiden los, die schon oftmals anderer Meinung waren als der Chef. Nun hätte man annehmen können, dass nach rund 5 Jahren Sachbearbeiter-Tätigkeiten und weiteren 5 Jahren aktiver Vorstandsarbeit auch mal ein Wort des Dankes von DJ5QK gekomen wäre, Fehlanzeige. Es stand später in der INFO zu lesen, wir hätten völlig unvorhersehbar ihm (DJ5QK) die Brocken vor die Füße geschmissen.
Der Verschleiß an Mitarbeitern war nicht gering in den Folgejahren. Streit mit DJ5QK gab es immer wieder, egal in welcher Position er gerade mal tätig war. Aber 1998 war dann der Höhepunkt erreicht, das Fass lief über wie man so schön sagt. Bei den Mitgliedern gab es nicht nur Zustimmung zu Ottos Vorgehen. Bei der Neuwahl des Vorstandes kandidierte plötzlich eine komplett neue junge Mannschaft, DJ5QK wurde aber noch als 2. Vizepräsident bestätigt, tritt aber schon 10 Tage später zurück, zusammen mit DL1LAF. Die Aufgaben werden von DL1ARG als 3. Vorsitzender und von DE3RTC als Schatzmeister kommissarisch übernommen.
Mit der neuen jungen Mannschaft kamen frische Gedanken, man traf sich an der Fuchskaute und nach einigen Jahren der Trennung waren nun wieder die Mitglieder von AGCW, HSC, RTC und FMC friedlich vereint und richteten ein gemeinsames CW-Wochenende aus. Der Standort Fuchskaute war eine ganz andere Dimension als die kleine verträumte Gaststätte in Büdingen, gemütlich war es dort aber auch. Die gemeinsamen Treffen wurden schon bald umfangreicher, die Beherbergungsmöglichkeiten reichten bald nicht mehr aus und so fanden wir zum Eisenacher Haus auf dem Ellenbogen in der Thüringischen Rhön. Hier passte alles gut zusammen und wir fühlten uns 18 Jahre lang dort sehr wohl. Ein Besitzerwechsel führte zu anderen Konditionen und das wurde für uns uninteressant, wir fanden mit dem Hotel Büker in Erwitte in Westfalen eine geeignete neue Bleibe. Hier war bereits seit 20 Jahren der Tagungsort für die jährlichen Mitgliederversammlungen des FMC. Ab 2020 sollte dann unser Treffen wieder in Erbenhausen sein, es waren neue Konditionen ausgehandelt worden. Alle Vorbereitungen waren getroffen, die Anmeldungen waren erfolgt und dann kam die weltweite Corona Krise und machte alle Terminplanungen zunichte. Ob wir nun das CW-Wochenende nur verschieben müssen oder in 2020 doch noch durchführen dürfen kann heute im Herbst 2020 niemand sagen. Uns bleibt zumindest die Hoffnung, dass wir in 2021 unsere Jubiläumsveranstaltung stattfinden lassen können.
Dies war ein Rückblick auf 50 Jahre AGCW, mehr als 40 Jahre davon habe ich aktiv miterlebt. Wir müssen dem Gründer Otto A. Wiesner DJ5QK dankbar sein für seine Verdienste um die Telegrafie insgesamt und um die AGCW im Besonderen. Die Zusammenarbeit mit ihm war nicht immer einfach und hat manchen OP, der seine Mitarbeit voller Tatendrang begonnen hatte, nach kurzer Zeit enttäuscht aufgeben lassen. So zum Beispiel Alfred DJ6PC, der 1986 das Präsidentenamt übernahm und bereits nach einem halben Jahr entnervt aufgeben wollte. Besondere Verdienste hat sich auch unser Ehrenpräsident Ralf Herzer DL7DO erworben. Er war immer der ruhende Pol gegenüber DJ5QK. Beiden gebührt jedoch unser aller Dank für ihre Verdienste um die Telegrafie in DL. Ich hoffe mit dieser Dokumentation alle wichtigen Ereignisse dieser 50 Jahre Vereinsgeschichte erfasst zu haben und wünsche viel Spaß bei der Lektüre.
73 Werner Hennig, DF5DD